Interview mit Jörn von Ebook-Fieber.de – eBooks in Deutschland

Interview mit Jörn von Ebook-Fieber.de – eBooks in Deutschland

InterviewAm Samstag habe ich (Sven) mich mit Jörn vom eliterator-Blog getroffen, um mich mit ihm über sein „neues“ Projekt, nämlich den ebook-fieber.de-Blog, zu unterhalten. Herausgekommen ist dabei folgendes Interview:

Ich habe mir deine Seite ja schon mal ein wenig angesehen.

Und bist du jetzt schon ein E-Book-Fan geworden?

Bisschen, ich habe doch immer noch lieber das Buch in der Hand. Ich habe mir deine 10 Thesen für das E-Book durchgelesen, aber habe das Buch immer noch lieber.

Okay, ich habe mir deine Seite ja jetzt ein wenig angesehen, die es ja nun schon seit März 2011 gibt, und nun interessiert mich natürlich, wie du auf die Idee für diese Seite gekommen bist?

Ich hatte Zeit im März für ein weiteres Projekt, und da ich auf dem eliterator-Blog immer mal wieder über E-Books geschrieben habe, dachte ich mir, dass es ein interessantes Feld ist, welches auf meinem Blog zwischen den ganzen anderen Themen untergehen würde. Deswegen habe ich mich dann auch mehr mit dem Thema auseinandergesetzt, und habe schnell gemerkt, dass dieser Bereich interessant ist und dass man darüber täglich schreiben kann. Im März letzten Jahres habe ich es dann mit einem eigenen Blog für dieses Thema probiert, welcher dann auch ziemlich schnell angenommen wurde und so hat sich das über die Zeit entwickelt. Inzwischen beschäftige ich mich mit dem ebook-fieber.de-Blog schon mehr, als mit meinem Eliterator-Blog.

Im ersten Artikel, den ich auf ebook-fieber.de gelesen habe, ging es um die Mehrwertsteuer. Für E-Books werden in Deutschland 19 Prozent fällig, für normale Bücher allerdings nur 7 Prozent. Aber ist das wirklich ein Innovationshindernis? Immerhin fallen für E-Books keine Kosten für Papier und für den Druck an, weswegen die Gewinnspanne doch mindestens genauso groß sein müsste für die Verlage.

Ich glaube, dass es ein gedanklicher Nachteil ist. Die Frage ist, warum ein E-Book, was in Deutschland genauso behandelt wird wie ein Buch – Stichwort Buchpreisbindung -, warum dann die Mehrwertsteuer nicht auch bei 7 Prozent ist. Ein weiterer Nachteil für die deutschen Verlage ist auch, dass zum Beispiel Amazon nur 3 Prozent Mehrwertsteuer für E-Books zahlen muss, weil Amazon seinen Firmensitz in Luxemburg hat. Dadurch hat Amazon natürlich einen höheren Gewinn, als die deutschen Verlage, was vielleicht auch ein Grund dafür ist, dass es in Deutschland so wenige Innovationen auf dem E-Book-Markt gibt.

Aber können die Verlage diesen Gewinn nicht durch die eingesparten Materialkosten ebenfalls erwirtschaften? Ich meine, nehmen wir ein Buch mit 600 Seiten und einer Auflage von 10.000 Stück. Die Materialkosten, welche bei einem E-Book ja wegfallen würden, würden doch die Gewinnspanne für die Verlage positiv beeinflussen, auch bei 19 Prozent Mehrwertsteuer.

Es ist mehr ein ideologischer Nachteil. Allerdings stellt sich dann auch die Frage, warum sind E-Books fast genauso teuer wie normale Bücher, obwohl die gesamten Materialkosten wegfallen? Das mit der Mehrwertsteuer ist wohl mehr so ein Ungerechtigkeitsgedanke, warum muss man für E-Books eine höhere Umsatzsteuer zahlen als für normale Bücher, obwohl ein E-Book am Ende auch nur ein Buch ist?

Wenn ich mich an meine Schulzeit erinnere, haben wir früher Bücher immer getauscht, nachdem sie fertig gelesen waren. Das ist mit E-Books nicht möglich, oder doch?

Ich finde auch, dass der Verleih oder der Tausch von Büchern dazugehört, aber die Verlage haben das eben noch nicht erkannt. Allerdings gibt es z.B. beim Kindle schon die Möglichkeit, Bücher zu verleihen, dazu muss allerdings auch der andere ein Kindle haben. Auch in der Bibliothek kann man sich E-Books leihen.

Am besten wäre ein einheitliches eBook-Format, welches von jedem Reader gelesen werden kann, welches kopiert werden kann und welches man weitergeben kann. Allerdings wäre das wohl für die Verlage nicht gut, da dann eventuell die Verkaufszahlen für E-Books einbrechen würden. Wenn man aber die Möglichkeit einräumen würde, dass man zum Beispiel die Datei auf mehrere verschiedene Geräte laden kann, würde das vielleicht einige mehr anziehen.

Wo wir gerade bei den Geräten sind, fast jeder größere Buchhändler bietet inzwischen ein eigenes Gerät an. Wie sieht es aber mit den Angeboten an E-Books für diese Geräte aus? Untereinander kompatibel sind die Geräte ja nicht, bedeutet, ich kann bei Amazon keine E-Books für ein Hugendubel Gerät kaufen, oder umgekehrt.

Wenn man von den aktuellen Büchern ausgeht, dann haben wohl fast alle dasselbe Sortiment. Wenn es aber um ältere Bücher geht, da hat Amazon wohl mehr Titel als andere Anbieter.

Allerdings kann man für das Hugendubel-Gerät auch E-Books bei anderen E-Book Anbietern kaufen, die das e-pub-Format anbieten. Bei E-Books, die man bei Amazon kauft, sieht das allerdings anders aus. Diese können nur auf dem Kindle legal gelesen werden, bzw. auf Geräten, auf welcher die Kindle-App läuft.

Wo wir das legale Lesen von E-Books schon ansprechen, einer deiner letzten Artikel drehte sich um den illegalen Austausch von E-Books. Ist die Hemmschwelle nicht niedriger, sich eine 500 KB große Datei zu klauen als bei einem Buch mit 500 Seiten? Ich meine, wenn ich in eine Buchhandlung gehe, um dort ein Buch zu klauen, wäre die Gefahr, sofort erwischt zu werden, viel größer, als bei einer Datei, die ich irgendwo im Internet herunterlade.

Genau da sehe ich auch das Problem. Vielen ist es nicht bewusst, dass sie eine Straftat begehen, wenn sie im Internet illegal ein Buch herunterladen. Außerdem wissen die meisten nicht, dass sie auch dem Urheber damit schaden, und am Ende sogar dem Verbraucher, der durch höhere Preise die illegalen Kopien mitbezahlen muss. Ich sehe es genauso, dass die Hemmschwelle, im Internet eine Datei herunterzuladen, niedriger ist, als in einer Buchhandlung ein Buch zu klauen.

Es liegt vielleicht auch am Internet, welches den Jugendlichen, die damit aufgewachsen sind, eine Kostenlos-Kultur vorgelebt hat. Für viele Jugendliche gibt es eben die Möglichkeit, alles im Internet kostenlos zu bekommen, und diese Möglichkeit nutzen sie dann auch – egal ob sie das E-Book am Ende nun lesen, oder nicht?

Ist das vielleicht auch eine Hemmschwelle für die Verlage?

Mit Sicherheit. Viele Verlage haben Angst davor, dass die E-Books am Ende illegal geladen werden. Auf der anderen Seite bleibt natürlich die Frage, ob es hier Umsatzeinbrüche für die Verlage gibt, denn nicht jeder, der sich ein E-Book illegal herunterlädt, hätte sich das Buch auch gekauft.

Aber die Folgen könnte man abfedern, wenn man sofort bestimmte Angebote schafft, welche die Musikindustrie nach langem Kampf geschaffen hat. Zum Beispiel Flatrate-Angebote für E-Books, die es ermöglichen, für einen fixen Preis im Monat eine bestimmte Anzahl von Büchern zu lesen. Oder dass man die Möglichkeit schafft, nur einzelne Artikel zu kaufen, was bei Fachbüchern durchaus sinnvoll sein könnte.

Was auch fehlt, ist die Möglichkeit, die E-Books wieder zu verkaufen. Wenn ich mir zum Beispiel ein Fachbuch kaufe, dann gehört es mir und ich kann es am Ende wieder verkaufen, wenn ich es nicht mehr brauche.

Könnten E-Books das Ende für das gedruckte Buch sein?

Nein, das gedruckte Buch wird es immer geben, aber der Massenmarkt könnte wegfallen. Es könnte passieren, dass Taschenbücher, die man nur einmal liest, dann eher als E-Books gelesen werden und Lieblingsbücher dann als Hardcover-Bücher für das Regal gekauft werden.

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